Seht auf!

Gedanken zum Wochenspruch 2. Advent

Zum Wochenspruch 2. Advent 2021

Kategorie: Predigten Geschrieben von Reimar Krauß Zugriffe: 53

Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht!“, so heißt der Wochenspruch für den 2. Advent aus dem 21. Kapitel des Lukasevangeliums, Vers 28.

Keine Spur ist von Erlösung zu sehen. Trotzdem sagt Jesus „Seht“, „seht auf“! Seine Zuhörer mögen das zunächst als widersinnig empfunden haben. Denn zunächst führt Jesus ihnen vor Augen, wie die Welt aus den Angeln ist, wie Krieg, Not, Vertreibung, und Naturkatastrophen das Leben der Menschen bestimmen.

Aber inmitten dieser Erschütterungen – sagt Jesus – ist Erlösung nahe.

 Die Zuhörer Jesu haben vielleicht den Kopf geschüttelt. Gerade erleben auch wir wieder mancherlei Erschütterungen in unserer unerlösten Welt. Ein Virus, Fluten, Vulkanausbrüche, Flüchtlingselend, militärische Bedrohungen.

Und doch gilt auch uns „Seht auf!“

 Wir können uns von den Bildern aus den Nachrichten bestimmen lassen, wir können täglich auf die neuesten Coronazahlen warten. Wir können uns gefangen nehmen lassen von der faszinierenden Welt, die uns auf dem Smartphone, dem Tablet oder dem Computerbildschirm gezeigt wird.

Wir können uns selbst bemitleiden oder uns für etwas Besseres halten, uns selbst zum Zentrum unseres Weltbildes machen.

Irgendwann verzerrt sich die Weltsicht, wir nehmen nur noch unzureichend wahr, was um uns herum tatsächlich geschieht.

Martin Luther bezeichnet den unerlösten Menschen als „incurvatus in se ipsum“, in sich selbst gekrümmt wie ein Embryo.

Der in sich gekrümmte Mensch bedarf des Anrufs: Sieh auf!

 Auf den Zeichnungen oben sehen wir einen Menschen, der die Augen von seinem Computerbildschirm löst und nach oben schaut. Und wir sehen einen Menschen, der seine Last abstellt, den Rücken streckt und den Blick nach vorne richtet.

 Vielleicht braucht es garn nicht mehr, als sich aufzurichten, zu spüren, dass man ein Rückgrat hat und die Welt nicht nur aus den eigenen Lasten besteht und der eigene Nabel nicht das Zentrum der Welt ist.

„Seht auf, erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“ Gott kommt mir entgegen, ganz gleich wer ich bin und wo ich bin. Es beginnt damit, dass er mir einen neuen Blick schenkt.

 Amen


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