Gedenken

„Mein Wort zum Sonntag“, Schwäbische Zeitung Friedrichshafen, 27.01.2024

Heute um 11 Uhr ist auf dem Fridolin-Endraß-Platz in Friedrichshafen Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus. Der Eisenbahner und Gewerkschafter Fridolin Endraß aus Friedrichshafen wurde 1940 in Berlin hingerichtet. Sein Widerspruch gegen die Nationalsozialisten hat ihn das Leben gekostet. Die Botschaft „Nie wieder ist jetzt“ wird auch vom Fridolin-Endraß-Platz ausgehen.

Auch Gott gedenkt: „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?“ lese ich in Psalm 8. Da sind wir Menschen in einer Zeit voller Unsicherheit, voller Kriegsgetön, gesellschaftlicher und politischer Herausforderungen. Wir erfahren beinahe Tag für Tag, was Menschen einander Schreckliches antun, auch in der Kirche. Sollte Gott das Projekt Mensch schon aufgegeben haben?

Nein, Gott nimmt Notiz vom Menschen:  Wahr- und angenommen ist der Mensch, jeder einzelne. Kein Mensch ist Gott gleichgültig. Diese Erkenntnis versetzt Menschen – wie den Psalmdichter – immer wieder in Erstaunen.

Weil das so ist, sind auch wir gehalten, Menschen in unserer Umgebung wahrzunehmen. Auch mit denen müssen wir uns auseinandersetzen, die eine andere Meinung haben oder ein anderes Leben führen. Menschen, die sich nicht wahrgenommen fühlen, warten darauf, dass jemand Notiz von ihnen nimmt: „Was, du fragst nach mir, du denkst an mich, du kommst zu mir, du willst mich verstehen?“ Auch so geht Gedenken. Es tut gut. Es tut unserer Gesellschaft gut. Es gehört zum „Nie wieder ist jetzt“.


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