Doppelturm Schlosskirche Friedrichshafen im Abendlicht von Westen

Doppelturm

Diese beiden Türme fallen dem Spazierenden am Seeufer in Friedrichshafen unweigerlich ins Auge. Ihre Silhouette findet sich stilisiert, gemalt, gezeichnet an verschiedensten Orten. Kaum jemand, der den Doppelturm nicht auf ein Foto gebannt hat, wenn er einmal in der Stadt war.

Und wer mit dem Schiff unterwegs ist, dem geben die beiden „Hochbauten“ untrüglich Orientierung.

Menschen bauen gerne Türme. Allerdings: Der Versuch, einen Turm bis in den Himmel zu bauen, ist nach biblischem Zeugnis gescheitert. Die entsprechende Geschichte warnt die Menschheit davor, sich selbst zu überschätzen und die letzten Grenzen zu überschreiten.

Der Ehrgeiz, sich gegenseitig zu überbieten, ist weiterhin vorhanden – wo nicht mit Höhe, da mit Zahl.

Doppeltürme finden sich vielfach – nicht nur rund um den Bodensee und nicht nur als Kirchtürme. Das „One World Trade Center“ in New York wurde als Zwillingsturm geplant und gebaut und ist 2001 zum Grab für ungezählte Menschen geworden.

Zurück an den See: Gerne besuchen Menschen den hellen und reich verzierten Kirchenraum, unter den beiden Türme der Schlosskirche.

Die beiden Türme stehen wie die Beine eines Menschen. Letztere tragen verlässlich, die Türme stehen seit mehr als drei Jahrhunderten fest auf dem Boden. Und ihre Kuppeln und Turmzier weisen Richtung Himmel.

Die beiden Türme haben Namen: Der Nordturm erhielt am 22. Juni 1700 vom Abt des Klosters den Namen „Jesus“. Am 15. Juli wurde der andere Turm „unserer lieben Frau“, also „Maria“ fertiggemauert.

Für mich tragen die beiden die Namen „Glaube“ und „Hoffnung“: Glaube, der Bodenhaftung, Halt und Haltung verleiht. Und Hoffnung, die über das eigene Leben hier hinausweist.

Die dritte der drei christlichen „Kardinaltugenden“ Glaube, Hoffnung, Liebe finde ich hier auch. Für die Liebe steht das „Dazwischen“ der beiden Türme: Sie sind untrennbar miteinander verbunden, aber wahren im Abstand den Respekt vor dem je anderen. – Die innige Umarmung zweier Liebender zu sehen, gibt das Symbol – zugegeben – nicht her. Aber Liebe ist auch viel, viel mehr: Nicht voneinander lassen können und doch dem anderen seinen Raum geben.


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